Von Hieronymus Bosch, einem Maler des 15. Jahrhunderts inspiriert, zeigte Dietrich Emter heute im Studio des Mercedes Benz Zeltes am Brandenburger Tor seine Kollektion für den kommenden Herbst und Winter. Wie auf den Gemälden von Bosch tümmelten sich auch auf einigen gezeigten Stücken (buchstäblich) sagenhafte Motive von Teufeln, Heiligen, Tier-Mensch-Zwittern, Dämonen, Kobolden und anderem Bizarren.
Die Models traten langsam, bedächtig und eindringlich heran. Windgeräusche wurden von elektronischer Musik abgelöst. Unifarbene knielange Kleider erscheinen in eisigem Hellblau oder Grau, auf einem sandfarbenem Bleistiftrock sehen sich zwei gigantische gelbe Vögel, beide mit Schild und Schwert gewappnet, in die Augen. Darauf folgen wieder eher schlichte Stücke wie eine braune Lederleggins mit dazu passender Jacke, oder ein schwarzer Wollmantel mit Pelzkragen. Zu einem grauen Fellmantel kombiniert Dietrich Emter eine schmal geschnittene 7/8-Hose mit Krokodil-Prägung. Bei einem schokobraunen Kleid naht ein weiter Aha-Effekt: Zunächst meint man, dass man auf ein Muster aus Farbspritzern blicken würde. Dabei tümmeln sich auch hier wieder Dämonen und andere eigenartige Wesen. Ein weiteres Lieblingsstück stellte für mich ein schwarzer gepatchter Lederrock dar, der zu einem Cape mit unfassbar breitem Pelzbesatz getragen wurde. Den krönenden Abschluss stellte ein pompös-majestätisches tannengrünes Wollcape mit Fuchspelz-Kapuze dar, das allein von der Form aus betrachtet etwas Märchenhaftes versprühte. Die offen und wellenartig geschnittenen Kanten zeigen die Richtung der fallenden Seelen an: Es geht nach unten.
Seltenst habe ich eine derart gut konzipierte und ebenso adäquat umgesetzte Kollektion gesehen, die wohl niemand so schnell vergessen wird. Meiner Meinung schaffte Dietrich Emter es heute, eine perfekte Brücke von eindringlicher, erschlagender Extravaganz zu tragbarer Eleganz zu schlagen.
Max Bonheur.
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