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3/02/2012

BUCHREZENSION NINA PAUER


Rezension Nina Pauer „Wir haben keine Angst – Gruppentherapie einer Generation“

„In unseren Köpfen ratterten die Optionen.Wir fühlten uns wie ein leeres Blatt Papier. Wie eine neutrale, passive, dumme Materialmasse. Dabei sollten wir gleich ein ganzes Drehbuch schreiben. Und dazu noch die Hauptrolle übernehmen.
Unsere erste, tiefe Schaffenskrise erlitten wir deshalb, noch bevor es richtig losging. Unseren ersten Panikflash bekamen wir nicht in der Praxis, sondern in der Theorie. Und zwar genau in dem Moment, in dem wir die Regeln unseres Films begriffen. Das Versprechen beim Dreh lautete: Alles ist möglich. Und der Fluch: Alles ist möglich.“
Metaphorisch eröffnet ,die 1982 geborene Journalistin Nina Pauer, auf diese Weise ihr erfolgreiches Sachbuch.
Sie umschreibt den Segen unserer Generation, der Zugleich ein Fluch ist: Alles ist möglich, es gibt unzählige Wege sich selbst zu gestalten, unzählige Möglichkeiten, sein zukünftiges Leben zu entscheiden. Vor allem nach dem Abitur, wenn die Wegschneisen sich in unermesslich viele Abzweigungen trennen, verlieren wir komplett den Überblick und vergessen dabei, was wir wirklich wollen. Die junge Generation verbeißt sich in der Vorstellung des perfekten Lifestyles: Beruf, Gehalt, Beziehung, soziales Engagement, Familie – unter 100 % ? Geht nichts. Zwei Protagonisten skizziert Nina Pauer in ihrem Werk: die junge Anna, die diesem gesellschaftlichen Idealbild schon in der Schule nachkam und arbeitet, bis sie zusammenbricht und Bastian, der sich für so Vieles interessiert und nie etwas durchziehen kann. Doch beide verbindet die Angst davor im falschen Jetzt zu leben, das das richtige Später verhindert. Oder die Verpassens- und Versagensangst, die Furcht, sich falsch zu entscheiden.

Wir sind die zwiespältigste Generation aller Zeiten. In einem Zeitalter der höchsten Form der Individualisierung und der Selbstinszinierung zeigt dieses gelungene Generationenportrait uns zwischen Wankelmut und Sicherheit, Gelassenheit und Panik.
Gespannt erwartet man als Leser den erlösenden Lösungsprozess des Generationenproblems. Es ist schlicht und ergreifend die Thematisierung dieser, das uns das Gefühl geben soll: du bist nicht allein. In den Griff kriegen kann man das alles allerdings nur durch die Arbeit an sich selbst.

Das weiße Blatt Papier? Muss uns keine Angst mehr machen, sobald wir endlich den Mut besitzen den Stift zum Schreiben anzusetzen.


Nina Esther Palme

Mehr Infos zu Nina Pauer auf Facebook:

http://www.facebook.com/ninapauer?sk=wall&filter=2


Nina Esther Palme, März 2012


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